Es war der emotionalste Moment bei der Saisonabschlussfeier der Eisbären Regensburg: Vor rund 1400 Fans im Prüfeninger Schlossgarten verkündete mit Peter Flache der langjährige Kapitän des Eishockey-Klubs sein Karriereende. Geschäftsführer Christian Sommerer reagierte prompt und verkündete, dass das Trikot des Stürmers einen Ehrenplatz unter dem Hallendach der Donau-Arena erhalten soll – die Nummer 15, die Flache trug, wird bei den Eisbären folglich künftig nicht mehr vergeben. Flache bleibt dem Regensburger Eishockey aber als Nachwuchstrainer erhalten.

Peter Flache und das Regensburger Eishockey: das schien von Beginn an eine Erfolgsgeschichte zu sein. Gleich in seiner ersten Partie als Eisbär in der Spielzeit 2007/2008 steuerte er am 25. Januar 2008 ein Tor und den entscheidenden Penalty zum 4:3-Erfolg nach Penaltyschießen in Crimmitschau bei. Peter Flache sagt selbst: „Ich bin 2008 eigentlich nur gekommen, um meinen Bruder zu besuchen – aber es war so schön, ich habe immer gehofft, dass ich irgendwann zurückkommen kann. Für mich ist Regensburg die tollste und schönste Stadt der Welt.“ Seine Premierensaison in der Oberpfalz, in der er noch mit seinem Zwillingsbruder Paul gemeinsam für die Domstädter auflief, endete sportlich zwar mit dem Klassenerhalt in der zweithöchsten deutschen Spielklasse, es folgte aber die Insolvenz der GmbH, die auch den Abgang der Flache-Brüder besiegelte. Peter Flache erzählt: „Ich wollte unbedingt wieder zurückkommen und die Rückkehr in die zweite Liga schaffen. Schon vor ein paar Jahren habe ich beschlossen: Ich höre auf, wenn wir aufsteigen. Das war mein größtes Ziel.“

Die nächsten sieben Saisons ging Flache in der ersten Liga, der DEL, für Mannheim, Straubing und Augsburg auf Torejagd – von einem kurzen Intermezzo in Nordamerika abgesehen. 2014/2015 folgte unter der Spielzeit sein Wechsel nach Kassel in die DEL2, ehe es im Sommer 2015 endlich soweit war: Peter Flache kehrte nach Regensburg zurück. Gleich im ersten Jahr zeigte die Mannschaft starke Leistungen, siegte in der Hauptrunde zwischenzeitlich 30 Mal in Serie und scheiterte erst im Halbfinale der Playoffs dramatisch an Bayreuth – ein Finaleinzug hätte bereits den Wiederaufstieg in die zweite Liga bedeutet. Flache blieb und entwickelte sich endgültig zum absoluten Leistungsträger und Publikumsliebling. Insgesamt lief Flache 328 Mal für die Regensburger auf (damit belegt er Platz 16 in der Regensburger Eishockey-Geschichte) und sammelte dabei überragende 420 Scorerpunkte (6. Platz): 199 Tore (ebenfalls 6.) und 221 Assists (8.). Seine 574 Strafminuten reichen sogar für Platz zwei im Regensburger-Allzeit-Ranking.

Für Peter Flache, der in insgesamt acht Spielzeiten das Regensburger Trikot trug, schließt sich damit ein Kreis: „Das war das perfekte Ende. Die ganze Saison und die Playoffs – es war perfekt.“ Zwar verpasste der gebürtige Kanadier einen Großteil der Spiele in der Hauptrunde durch zwei schwere Verletzungen, doch pünktlich zur entscheidenden Saisonphase kehrte er zurück ins Aufgebot. Flache erklärt: „Ich denke nicht mehr an die Verletzungen. Ich hatte viel Glück, dass ich zu den Playoffs wieder fit war.“ Den Tag des vierten Finalspiels gegen Memmingen, in dem er höchstselbst mit zwei Powerplay-Treffern maßgeblich zum 4:1-Heimsieg und damit zu Meisterschaft und Zweitliga-Wiederaufstieg beitrug, bezeichnet Flache als den „besten Tag meiner Eishockey-Karriere. Ich bin so glücklich, dass wir das geschafft haben, ich bin einfach stolz auf die Mannschaft.“ Wichtig für den Erfolg sei auch gewesen, dass die Gesellschafter und Geschäftsführer Christian Sommerer stets an das Team geglaubt hätten: „Die langen Verträge, das Vertrauen in uns: Das hat uns langfristig Sicherheit gegeben.“

Sommerer selbst ist ob des Abschieds wehmütig: „Mit Peter Flache verlieren wir einen großartigen Kapitän. Sein jahrelanger Einsatz für die Eisbären wird unvergessen bleiben. Daher werden wir die Nummer 15 nie mehr vergeben und sein Trikot unter das Arenadach ziehen. Wir bedanken uns von ganzem Herzen für seine Zeit bei den Eisbären.“ Peter Flache macht das besonders stolz: „Das ist so eine riesige Ehre. Ich habe mich nie als Star gesehen – ich wollte immer Leidenschaft und Herz zeigen. Und jetzt kommt mein Trikot unters Hallendach, das ist unglaublich.“

Auch Coach Max Kaltenhauser, der mit Flache schon in der Saison 2007/2008 zusammen bei den Eisbären spielte, spricht von einem „schwerwiegenden Verlust auf allen Ebenen. Wir haben ja quasi zusammen angefangen damals. Er ist als Kapitän für mich immer eine wichtige Bezugsperson.“ Inzwischen seien die beiden auch befreundet. Kaltenhauser betont: „Aber nicht nur menschlich tut uns sein Abschied weh, auch sportlich ist das eine absolute Schwächung. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal dafür bedanken, dass er sich mit zwei gebrochenen Armen diese Saison durchgekämpft hat – dafür ist er im Finale mit seinen zwei wichtigen Toren belohnt worden. Schöner kann dieses Kapitel für ihn nicht enden – und das freut mich sehr für ihn!“

Nun freut sich Flache auf die neuen Aufgaben im Regensburger Eishockey: „Klar bin ich ein bisschen traurig, dass ich nicht mehr spielen werde. Aber in erster Linie bin ich glücklich, dass wir endlich zurück in der DEL2 sind. Ich bin einfach nur dankbar, dass ich weiter beim Eishockey und in Regensburg bleiben kann. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als dem ganzen Verein mit der gleichen Einstellung und Leidenschaft wie bisher zu helfen – als Nachwuchstrainer!“

Text: Jan-Mirco Linse